02/07/2024 0 Kommentare
Pfingstgedanken von Volker Lübke
Pfingstgedanken von Volker Lübke
# Kirchenjahr
Pfingstgedanken von Volker Lübke
Pfingsten – das Fest der Hoffnung, des Neubeginns, des Aufbruchs. Ein Fest, das ganz viel widerspiegeln kann von unserem Christ- und Kirchesein und das doch oder vielleicht gerade deshalb für so manche in seiner Bedeutung unklar bleibt und nach Erklärung sucht.
Einer der bekanntesten Choräle, die wir in den Gemeinden zu Pfingsten singen, beginnt mit den Worten: „O komm, du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein. Verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein.“ Warum Pfingsten ein Fest der Hoffnung ist, wird in diesem konkretisiert – inhaltlich gefüllt. Der Wunsch nach Eindeutigkeit, nach Wahrheit klingt auf. Danach alles klar sehen, beurteilen und dann auch konsequent handeln zu können.
Ein sicherlich auch uns vertrauter Wunsch, die ja auch wir heute nach einem Maßstab für unser Leben und Handeln suchen. Aber aus diesen Versen wird deutlich: Das ist nicht nur ein aktueller heutiger Wunsch, sondern einer, den Christen wohl schon immer hegten. Und eine besondere Ausrichtung dieses Wunsches wird in jenem Lied sofort erkennbar. Es sind Worte der Glaubenshoffnung, die hier aufklingen. Worte einer Glaubenshoffnung, die Menschen in Bewegung setzt und mit der Botschaft des Evangeliums aufstehen lässt. Einer Glaubenshoffnung, die offen und frei bekannt wird und damit eine Bewegung neu in Gang setzt, die schon die Anfangszeiten der Kirche, die Anfangszeiten des christlichen Glaubens bestimmt hat.
Philipp Spitta, zunächst Uhrmacher und später Theologe und Lehrer hat die Verse des Liedes wohl zu Pfingsten des Jahres 1827 in Lüne bei Lüneburg formuliert. Und die Verse Spittas bringen seine Hoffnung auf Erneuerung der Kirche zum Ausdruck, auf einen neuen Geist, eine Begeisterung des Glaubens, wie sie uns vom ersten Pfingstfest eindrück-lich überliefert ist. Und so nimmt Spitta in seiner Dichtung Bilder aus dem Bericht vom Pfingstwunder aus der Apostelgeschichte auf und schreibt „Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.“ Der zur Verkündigung und zum Bekenntnis ermutigende Geist des ersten Pfingstfestes wird von Spitta herbeigerufen, ersehnt.
Pfingsten, das Fest des Geistes erinnert uns daran, dass Gott mit seinem Geist, mit seiner Kraft unter uns ist, dass er uns stärkt, ermutigt und tröstet. Und solcher Stärkung, Ermutigung und Tröstung bedürfen wir an diesem dritten Pfingstfest in Zeiten der Pandemie, die darüber hinaus auch Zeiten eines schrecklichen Krieges sind.
Und dennoch oder gerade deshalb gilt es, neu mit der Frohen Botschaft von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes aufzubrechen, die allen Menschen gilt. Als Glaubende den Geist dieser Botschaft durch unser Reden und Handeln weiterzugeben, weiterzutragen. Als Geist der Wahrheit will der Geist Gottes Menschen zusammenführen und Verständnis und Offenheit füreinander entstehen lassen. Als Geist der Hoffnung will er uns auf dem Weg des Glaubens voran bringen und in Bewegung versetzen.
Oft wird diese Bewegung durch den Geist zunächst nur Bewegung im Herzen sein, die von außen gar nicht sichtbar ist, die sich dann aber immer mehr auszuwirken beginnt. Denn der Geist der Liebe will Grenzen und Barrieren zwischen Menschen überwinden und niederreißen. Und wie wichtig es für uns heute wäre, Grenzen und Abgrenzungen zu überwinden scheint mir augenfällig.
Dazu ermuntern uns die Verse Spittas. Dass uns der Heilige Geist ein Pfingstfest bereite nah und fern und uns mit seiner Kraft ausstatte, so dass wir aus ihr handeln und Zeugen Jesu Christi sind und seiner heilenden Botschaft.
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