02/07/2024 0 Kommentare
„… und nahmen uns alle auf wegen der Kälte….“: Gedanken zum Herbst von Ute Sauerbrey
„… und nahmen uns alle auf wegen der Kälte….“: Gedanken zum Herbst von Ute Sauerbrey
# Kirchenjahr
„… und nahmen uns alle auf wegen der Kälte….“: Gedanken zum Herbst von Ute Sauerbrey
In diesen Herbsttagen ist jeder warme Sonnenstrahl, der mein Gesicht trifft, wie ein Geschenk, mit dem ich gar nicht mehr gerechnet hatte. Jedes leuchtend gelbe oder rote Blatt wie eine flammende Mahnung: Sieh dich satt an mir, jetzt kommt die graue Zeit.
Der Herbst ist die Zeit der Wehmut: In langen Reihen verlassen uns die Zugvögel. Sie fliegen in die Wärme – wir bleiben hier. Und schauen auf einen Herbst und Winter, in dem Licht und Wärme nicht nur jahreszeitlich bedingt abnehmen. Wir werden uns einschränken in diesem Winter, weil es sonst teuer wird und auch, weil wir unseren Beitrag leisten wollen dazu, dass die Energie nicht knapp wird – für alle. Die Gemeindekirchenräte der Region NoOMi stehen vor Entscheidungen über die Nutzung und Heizung unserer Häuser und Kirchen, die sehr schwer fallen. Klar ist aber: Wir gehen nicht in Winterschlaf. Wir bleiben wach, wir beten und singen, feiern und trauern zusammen.
Und es kann sehr gut sein, dass wir wieder als Gastgebende gefragt sind in den Wochen und Monaten, die kommen. Denn bei allem, was mir schwerfällt und Sorgen macht: Es gibt Menschen in unserer Stadt, die haben schon im letzten und vorletzten Winter in ihren Wohnungen gefroren und im Dunkeln gesessen, weil sie sich nichts anderes leisten konnten. In der Ukraine fallen Bomben auf Kraftwerke mit dem Ziel, dass die Menschen im Winter frieren sollen, dass sie ihre Städte und Wohnungen verlassen müssen. Womit der russische Kriegstreiber nicht rechnet: Dass unsere Gastfreundschaft bestehen bleibt, auch wenn die Energiekrise uns eingeholt hat. Dass wir den Flüchtenden aus Lemberg und Odessa nicht die Tür vor der Nase zuschlagen, damit es bei uns drinnen warm bleibt, sondern dass wir zusammenrücken. Denn Nähe erzeugt auch Wärme.
Der Apostel Paulus hat so etwas erfahren. Auf der Insel Malta, wo er strandete, schiffbrüchig, komplett durchnässt, mittellos. „Die Leute da erwiesen uns nicht geringe Freundlichkeit, zündeten ein Feuer an und nahmen uns alle auf wegen des Regens, der über uns gekommen war, und wegen der Kälte.“ Gerade wegen der zunehmenden Kälte in jedem Sinne – lasst auch uns freundlich bleiben und einladend und warm.
Einen goldenen Herbst und viel Wärme wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Ute Sauerbrey
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