"Wir harren, Christ, in dunkler Zeit ..." - Gedanken zum Advent von Christoph Anders

"Wir harren, Christ, in dunkler Zeit ..." - Gedanken zum Advent von Christoph Anders

"Wir harren, Christ, in dunkler Zeit ..." - Gedanken zum Advent von Christoph Anders

# Kirchenjahr

"Wir harren, Christ, in dunkler Zeit ..." - Gedanken zum Advent von Christoph Anders

Liebe Newsletter-Lesende,

der Blick aus dem Fenster zeigt Überraschendes: weißer Advent 2023, vorgezogene Weihnachtslust bei Kindern. Sterne, Kerzen und Lichterbäume dekorieren Fenster, Balkone und Geschäftsflächen. Die Nachrichten der Tage bringen anhaltend Trauriges: Kriege werden fortgesetzt, menschliches Leid dauert an. In der Kirche hängen die violetten Antependien, Advent als Vorbereitungs- und Bußzeit. Umkehren – wohin? Zugleich wollen wir der Vorfreude Raum geben. Verwirrend ist das. Arm, ja erbärmlich fühlt sich das nicht selten an. Spazierend über winterliches Feld bitten wir um Geleit, ringen um Orientierung in dunkler Zeit, in einer verworrenen Welt. Sie ist voll Streit, und es scheint, als hätte jener biblische Weisheitslehrer Recht, der ins Gleichmaß der Zeit neben dem Frieden auch den Streit eingeschrieben hat. Deshalb sind wir Harrende in der Adventszeit, dass Gott in Christus auch in diesem Jahr zu uns kommt. Hoffende darauf, dass dieses Kommen eben diese dunkle Zeit erhellt, eben diese verworrene Welt heilt. Damit Unfriede und Hass überwunden werden können, Friede wird. Bittende, dass wir den barmherzigen Blick Gottes auf uns und unsere Lebenswege spüren können.

Rudolf Alexander Schröder hat die folgenden Zeilen verfasst, vermutlich in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Für mich eines der dichtesten Adventsgedichte, das ich kenne. Gedanken zu Weihnachten und Advent sind dort ineinander verwoben. Später wurde es eindrucksvoll vertont von Christian Lahusen.

1 Wir harren, Christ, in dunkler Zeit,
gib deinen Stern uns zum Geleit
auf winterlichem Feld.
Du kamest sonst doch Jahr um Jahr,
nimm heut auch unsre Armut wahr
in der verworrnen Welt.

2 Es geht uns nicht um bunten Traum
von Kinderlust und Lichterbaum;
wir bitten: Blick uns an
und lass uns schaun dein Angesicht,
drin jedermann, was ihm gebricht,
gar leicht verschmerzen kann.

3 Es darf nicht immer Friede sein.
Wer`s recht begreift, der gibt sich drein,
hat jedes seine Zeit.
Nur deinen Frieden, lieber Herr,
begehren wir je mehr und mehr,
je mehr die Welt voll Streit.

So wünsche ich Ihnen, dass Sie diesen Advent als nachdenklich-vorfreudige Zeit erleben. 

Christoph Anders, Pfarrer der Kirchengemeinde Waidmannslust

Eine Aufnahme der Vertonung des Liedes "Wir harren, Christ, in dunkler Zeit" von Christian Lahusen können Sie hier auf YouTube anhören.

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