Gedanken zum Johannistag 2020 von Volker Lübke

Gedanken zum Johannistag 2020 von Volker Lübke

Gedanken zum Johannistag 2020 von Volker Lübke

# Kirchenjahr

Gedanken zum Johannistag 2020 von Volker Lübke

In diesem so ungewöhnlichen Jahr ist der 24. Juni in Berlin der letzte Schultag vor den Sommerferien. Kirchliche Insider wissen es, der 24. Juni ist auch im Kirchenjahr ein besonderer Tag, der Johannistag. Benannt ist er nach Johannes dem Täufer, dessen Geburt man an diesem Tag gedenkt. 

Nun weiß natürlich niemand aus geschichtlichen Quellen, wann Johannes der Täufer geboren wurde, aber hier hilft uns die biblische Arithmetik. Denn es heißt im Lukasevangelium, dass Maria kurz nach der Verkündigung ihrer Schwangerschaft durch den Engel Gabriel zu ihrer Cousine Elisabeth aufbrach und bei der ebenfalls Schwangeren drei Monate blieb. Als Maria wieder nach Nazareth zurückkehrte, kam Elisabeth kurz darauf nieder, und gebar ihren Sohn Johannes. Da wir die Geburt des Heilandes am 24. Dezember feiern, müssen wir also nur sechs Monate zurückrechnen und landen beim 24. Juni. 

Wie gesagt, biblische Arithmetik, die seit dem 5. Jahrhundert dazu geführt hat, dass die christliche Tradition auf diesen Tag den Geburtstag Johannes des Täufers gelegt hat. Natürlich spielte bei der christlichen Deutung des Datums eine Rolle, dass an diesem Tag auch die Sommersonnenwende gefeiert wird, in früheren Zeiten mit manchen heidnischen Bräuchen. Diese haben sich dann im Laufe der Jahrhunderte mit christlichen Inhalten und Deutungen vermischt, sind christianisiert worden. 

Vor einigen Jahren habe ich über den Johannistag gelesen, dass er im kirchlichen Jahreslauf quasi auch so etwas ist wie Halbzeit. Es sind bis zu Heilig Abend noch genau sechs Monate. Halbzeit, das bedeutet Unterbrechung. Im Sport dient die Halbzeit dazu, kurz Atem zu holen und sich für den zweiten Teil des Matches zu stärken. Unterbrechungen sind ja generell in unserem Leben von Bedeutung, um zu verhindern, dass wir pausenlos arbeiten oder auch andere Tätigkeiten ohne Pause verrichten. Und so sind nicht nur die Wochenenden, für uns Christen vor allem die Sonntage heilsame Unterbrechungen des Alltags. Auch das Kirchenjahr ist so aufgebaut, dass es dem Ablauf des Alltäglichen und Immergleichen seine besondere Struktur der Sonn- und Feiertage gegenüberstellt. Und so ist die Ordnung des Kirchenjahres ein Geschenk an uns, das uns hilft, uns an Gottes Heilshandeln auszurichten. 

Mit dem Johannistag beginnt für uns Berliner in diesem Jahr die Ferien- und Urlaubszeit. Sicherlich gestaltet sich diese für viele von uns diesmal anders als gewohnt. Die Pandemie hat dazu geführt, dass so manche Urlaube storniert und auch andere Planungen für diesen Sommer verändert oder aufgegeben werden mussten. Aber dennoch kann die Halbzeit von uns allen zum Atemholen genutzt werden. Für mich war es schon in den zurückliegenden Wochen eine besondere Erfahrung, wieviel an Neuem und Unbekannten es auch in meiner Heimatstadt noch für mich zu entdecken gibt. Und seien es auch nur längere Spaziergänge in der unmittelbaren Umgebung. Es muss nicht die Fernreise sein, die uns Neues sehen und erleben lässt.  

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen erlebnisreiche und erholsame Sommerwochen

Volker Lübke, Pfarrer der Kirchengemeinde Alt-Wittenau 

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(Foto: Wikipedia - gemeinfrei)

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