Gedanken zur Fastenaktion "7 Wochen Ohne" von Ute Sauerbrey

Gedanken zur Fastenaktion "7 Wochen Ohne" von Ute Sauerbrey

Gedanken zur Fastenaktion "7 Wochen Ohne" von Ute Sauerbrey

# Kirchenjahr

Gedanken zur Fastenaktion "7 Wochen Ohne" von Ute Sauerbrey

„Üben, üben, üben“ – ich habe es noch im Ohr, wie meine Oma das sagte. Sie war eine Meisterin aller Handarbeiten: Nähen, stricken, häkeln. Alles ging ihr leicht von der Hand. Die kratzige Wolle glitt um ihre Finger wie Seide. Hauchdünne Stoffe flossen ihr glatt durch die Maschine und knüllten nicht. Ich quälte mich, verhedderte mich und ließ Maschen fallen. „Üben, üben, üben“ wollte ich nicht. Heute bedaure ich, dass ich so wenig von ihr gelernt habe.

Daran musste ich denken, als mir der Fasten-Kalender von „Sieben Wochen ohne“ in die Hände fiel. Das Motto: „Üben. Sieben Wochen ohne Stillstand“. Darauf abgebildet ein fröhliches Kind mit einer Trompete. Man glaubt den Sound zu hören – laut, nicht unbedingt schön, aber immerhin: Ein Ton! Stolz sieht es aus, das Kind.

Stolz war ich nie auf meine zerknüllten Handarbeiten. Die Perfektion, mit der meine Oma mir alles vormachte, spornte mich nicht an, sondern ließ mich verzagen. Ich ließ es sein – das Häkeln, das Stricken, das Nähen. Stillstand.

„Sieben Wochen ohne Stillstand“ - ein schönes Fasten-Motto. Sieben Wochen lang sich nicht zufrieden geben mit dem, was nicht klappt. Fröhlich weiter versuchen. Und wenn der Ton noch schief klingt - üben. Und vor allem: Nicht vor Ehrfurcht erstarren, weil es immer irgendjemanden gibt, der es besser kann als ich.

Vorbilder zu haben ist ja in Ordnung. Aber die richtig großen Vorbilder wissen selbst ein Lied zu singen vom Üben. Martin Luther zum Beispiel. „Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden, nicht eine Gesundheit, sondern ein Gesundwerden, nicht ein Sein, sondern ein Werden, nicht eine Ruhe, sondern eine Übung. Wir sind’s noch nicht, wir werden‘s aber. Es ist noch nicht getan oder geschehen, es ist aber im Gang und im Schwang. Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg.“

Ich wünsche Ihnen den Mut und die Fröhlichkeit, sich auf diesen Weg zu machen – vielleicht jetzt, in der Fastenzeit, die am 2. März beginnt. Eine Zeit, um kleine Erfolge zu feiern oder um alles nochmal aufzurippeln und von vorn anfangen. Übend und zuversichtlich: „Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber!“

Ihre Pfarrerin Ute Sauerbrey  

Weitere Informationen zur diesjährigen Fastenaktion der evangelischen Kirche

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