Gedanken zum Monatsspruch September von Volker Lübke - "Jesus spricht: Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“

Gedanken zum Monatsspruch September von Volker Lübke - "Jesus spricht: Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“

Gedanken zum Monatsspruch September von Volker Lübke - "Jesus spricht: Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“

# Kirchenjahr

Gedanken zum Monatsspruch September von Volker Lübke - "Jesus spricht: Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“

Monatsspruch September - Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“ (Jeremia 23, 23)

Liebe Leserinnen und Leser,

beides gehört zu den Erfahrungen, die Menschen immer wieder machen: Der nahe und der ferne Gott. „Da war mir Gott ganz nahe!“ Manche Menschen erzählen so von ihren Erfahrungen auf einer Bergwanderung, wenn da an den Gipfeln alles ganz still und weit wird, in der herrlichen Natur und in einem selber auch. Schon oft habe ich solche oder ähnliche Aussagen von Menschen gehört. Und ebenso auch den Satz: „Ich gehe nicht so oft in Gottesdienste, sondern lieber in die Natur, denn da komme ich Gott nah.“ Meist kommt mir dann die Frage, was das wohl für ein Gott ist, dem mein Gesprächspartner in der Natur nahe kommt, der aber für ihn oder sie im Gottesdienst nicht zu finden ist.                                                    

Gott nahe zu sein, ist mein Glück (Psalm 73,28), so lautete vor zehn Jahren die Jahreslosung. Aber wie kommt man Gott nah? Die Antwort unseres Glaubens lautet: Gott selbst ist uns in Jesus Christus nahegekommen, hat sich in seinem Reden und Handeln offenbart. Und wir können Gott nahekommen, indem wir uns an Jesus ausrichten. In den traditionellen christlichen Formulierungen ist von „Nachfolge“ die Rede. Wenn wir Jesus nachfolgen, seinen Spuren nachgehen, dann können wir Gott nahekommen. Und noch einmal anders gewendet, heißt das, wenn wir uns wie er von der Liebe bestimmen lassen. Von der Liebe zu Gott und von unseren Nächsten.

Und dann gibt es auch bei Menschen, die fest im Glaubens stehen, Lebenssituationen, in denen Gott fern zu sein scheint. Wenn ein geliebter Mensch stirbt oder jemand von einer unheilbaren Krankheit betroffen ist, dann stellt sich immer wieder die Frage: Wie kann Gott das zulassen? Und diese Frage heißt ja nichts anderes als: Wo war Gott als jenes schreckliche Ereignis geschehen ist? War Gott fern oder gar nicht da?

Im Buch des Propheten Jeremia ist jener Satz überliefert der lautet: “Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“ Jeremia führt jenen Satz gegen andere Propheten an, die alles, was im Gottesvolk geschieht, schönreden. Sie behaupten, dass schon alles in Ordnung und im Sinne Gottes sei. Jeremia hingegen sieht das Unrecht, das geschieht, die Missachtung der Gebote und klagt die falschen Propheten an.

Menschen erfahren beides, den nahen und den fernen Gott. In besonderer Weise kommt das im Psalm 22 zum Ausdruck. Der Psalm beginnt mit den Worten: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Wir kennen diese Worte, weil Jesus sie am Kreuz gesprochen hat und oft werden sie als ein Hinweis auf die Gottverlassenheit Jesu am Kreuz gedeutet. Aber das Psalmgebet bleibt nicht bei dieser Frage stehen, sondern führt weiter zu der Bitte „aber du Herr sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen“ und mündet in das Lob Gottes „dich will ich preisen in der großen Gemeinde“.  Und so zeigt der Psalm wie unser Monatsspruch: Leben mit Gott ist und war zu keiner Zeit zweifelsfreier Glaube. Erfahrungen von Gottes Nähe und von Gottes Ferne gehören zusammen, gehören zu unserem Glauben.

Es grüßt Sie herzlich

Pfarrer Volker Lübke

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