„Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ (Ps 31,9)

Im Zentrum des diesjährigen Mirjamgottesdienstes steht „die große Frau aus Schunem" (2.Könige 4,8ff). Mal ehrlich, wer kennt sie nicht?! Sie ist eine der „handlungstragenden Randfiguren" in biblischen Geschichten, die uns häufiger begegnen. 

Was erfahren wir über sie? Sie ist groß! Was meint die Beschreibung „groß“, was bedeutet Größe? Darüber hinaus bleibt die Frau namenlos, ist verheiratet mit einem älteren Mann, ist möglicherweise kinderlos, aber wohlhabend und gesellschaftlich angesehen. Sie lebt zufrieden in Schunem, dem heutigen Sulam, etwa 10 km von Nazareth entfernt. Hier begegnet ihr der „heilige Gottesmann" Elischa, von dessen Predigten sie offensichtlich fasziniert ist. Sie lädt ihn nicht nur zum Essen in ihr Haus ein, sondern lässt dort ein Gästezimmer für ihn einrichten, damit er auf all seinen Durchreisen dort Rast finden kann. Für ihre Großzügigkeit erwartet sie keine Gegenleistung. Aber Elischa und sein Diener entscheiden über ihren Kopf hinweg, dass ein Sohn die passende Belohnung wäre. Mit Hartnäckigkeit erreicht die 'große Frau', dass ihr früh verstorbenes Kind von Elischa wiederbelebt wird. 

Soweit die Kurzfassung der Geschichte. Welche Aspekte sollen für uns, Menschen im 21. Jahrhundert, im Fokus stehen? Da ist das Thema ‚Raum‘: Raum geben für  andere, aber auch Raum schaffen, sich selbst zu entfalten, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und durchzusetzen. Frauen müssen sich Gehör und Raumverschaffen.

Am Mirjam-Sonntag steht traditionell die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern im Mittelpunkt. Er geht zurück auf die ökumenische Dekade (1988-1998) „Kirchen in Solidarität mit den Frauen“.

Text: Angelika Herrmann